In den eisigen Bergen der Mongolei lebt der Tiger Rachet mit Minou seiner Frau. Sie sind herrliche Tiere, groß, kräftig und stolz. Majestätisch durchstreifen sie die Berge und Wälder. Die warme Zeit ist angebrochen, der Schnee hat sich hoch in die Berge zurück gezogen. Unten am Fuß der Berge grünt und blüht es. Für die hungrigen Tiere gibt es jetzt Futter im Überfluss
 Auch Rachet liegt satt und faul auf einem Felsvorsprung. Er beobachtet die übermütigen Spiele der Jungtiere. Doch etwas stimmt heute da unten nicht, die Alten sind nervös. Unruhig  werfen sie die Köpfe hoch und wittern. Plötzlich dringt Hundegebell an sein Ohr, er schaut sich um und dann sieht er sie, in einiger Entfernung stehen zwei Hundeschlitten und da kommen noch zwei und noch zwei. Sein Fell sträubt sich, Menschen sind hierher gekommen, seine größten Feinde.
 Vor langer Zeit hatten sie sich unter großen Strapazen von Sibirien hierher zurück gezogen, nachdem Menschen mit Schusswaffen auf ihn los gingen um ihn zu töten. Schwer verletzt wie er war, fand ihn Minou und pflegte ihn gesund. Danach beschlossen sie wegzugehen. So kamen sie hierher und jetzt sind diese Menschen auch hier.
 Er beobachtet sie beim ausladen der Schlitten, dann hört er die Motoren der Sägen. Bäume werden gefällt, sie bauen eine Blockhütte, wollen also hierbleiben. Als es dunkel wird, zieht er sich in seine Höhle zurück. Früh am Morgen beobachtet er die Menschen weiter, sie bauen die Blockhütte fertig. Zwei von ihnen gehen zum Fluss und schwenken ein Sieb, es sind Goldgräber und sie bleiben länger. Er denkt an Minou, er muss sie warnen. Vor vier Monaten brachte sie seinen Sohn Branko zur Welt und er musste die gemeinsame Höhle räumen, seitdem streift er allein durchs Revier. Nach einem halben Tag der Suche findet er sie. Minou so stolz und schön, dass sein Herz anfängt zu rasen begehrende Gefühle steigen in ihm auf. Der Kleine kommt auf ihn zugelaufen, ein Prachtjunge denkt Rachet und besinnt sich weshalb er gekommen ist. Er erzählt es ihr und bittet sie eindringlich die Nähe der Menschen zu meiden. Minou zieht sich mit ihrem Sohn noch tiefer in die Berge zurück. Und Rachet beobachtet die Menschen weiter. Eines Morgens fällt ihm das fehlen zweier Männer auf, das bedeutet nichts Gutes. Schnell macht er sich auf die Suche nach ihnen, denn er kann sich noch gut auf die Jagd auf ihn erinnern. Plötzlich hört er Schüsse, die Angst um Minou und Branko überfällt ihn mit voller Wucht. Er rennt noch schneller und dann sieht er sie, die Männer mit ihren Gewehren, doch seine Familie ist nicht hier, aber ihr Geruch hängt in der Luft und noch etwas riecht er - Blut- sein Fell sträubt sich und er läuft der Spur Minous nach.
Eine Stunde vorher streift Minou mit Branko durch die Berge. Sie sind übermütig, spielen miteinander und achten nicht so sehr auf die Umgebung. Plötzlich tauchen diese Männer auf, Tigerin und Männer starren sich erschrocken an, dann reißt einer der Männer sein Gewehr hoch und schießt. Minou springt zur Seite packt den Kleinen und springt mit riesigen Sätzen davon. Die Kugel hatte sie verfehlt, doch was war das, Blutgeruch stieg ihr in die Nase. Sie legt Branko ab und sieht es, die Kugel hatte ihn getroffen, ihren kleinen Sohn. Verzweifelt leckt sie seine Wunde, sein Gesichtchen, doch Branko rührt sich nicht, er liegt wie tot da. Was kann sie nur tun, da fällt ihr der alte Mann ein, der ihr vor langer Zeit einen Dorn aus ihrem vereiterten Fuß holte und sie gesund pflegte. Sie nimmt den Kleinen auf und läuft so schnell sie kann zu seiner Blockhütte.
 Der alte Mann sieht sie angehetzt kommen und tritt ihr entgegen. Sie legt ihm ihren Sohn zu Füßen und schaut ihn an. Er nimmt das kleine Fellbündel hoch und trägt es in die Hütte. Komm herein sagt er zu ihr und untersucht den Kleinen. Das ist eine Schusswunde spricht er weiter, es sieht nicht gut aus, ich muss die Kugel entfernen. Werde also nicht nervös wenn ich jetzt ein Messer nehme. Schweigend und konzentriert entfernt er die Kugel vernäht und verbindet die Wunde, legt den Kleinen auf sein Bett. Dann wendet er sich der Tigerin zu und sagt: Du musst deinen Sohn hierlassen, er braucht Ruhe und gute Pflege, es steht nicht gut um ihn, wir können nur hoffen. Mit seiner Hand streichelt er ihr liebevoll über den Kopf und sie drückt sich dankbar an ihn, dann wendet sie sich um und geht. Noch einmal wirft sie einen langen Blick zurück und ist dann den Blicken des Freundes entschwunden.
Traurig läuft sie den Bergen zu, da steht plötzlich Rachet vor ihr. Sie erzählt ihm was geschehen ist, auch dass der alte Mann ihr Freund, die einzige Hoffnung für Branko ist. Rachet spürt Hass in sich aufsteigen wütend sagt er: Jetzt ist es genug, erst versuchen sie mich zu töten dann dich und den Jungen, nun werde ich sie vernichten. Minou schaut ihn an, in ihren Augen liegen Schmerz und Trauer. Ich werde dich begleiten, zusammen sind wir unüberwindbar, sagt sie. In der Nacht schleichen sich die beiden ins Lager, töten die Leithunde und verjagen die Anderen. Im Morgengrauen beziehen sie Rachets Beobachtungsplatz. Sie sehen die Männer aus der Hütte kommen, ihr Entsetzen als sie die toten Hunde finden, wild gestikulieren und durcheinander schreien.
 Plötzlich wird es still, sie haben Tigerspuren gefunden. Tiger sind scheue Tiere, sie kommen nicht so einfach in die Nähe der Menschen sagt einer von ihnen, was war gestern in den Bergen los wir haben Schüsse gehört. Die Zwei erzählen was geschehen war und dass das Jungtier getroffen wurde. Man schießt doch nicht auf eine Mutter mit einem Jungen sagte der Andere wieder, sie wird sich fürchterlich rächen. Wir haben nur eine Wahl, wir müssen sie jagen und töten bevor sie uns tötet. Morgen werden wir sie suchen, ab heute geht keiner mehr unbewaffnet aus dem Haus.
Minou erkennt die Männer die Branko so schwer verletzten und zeigt sie Rachet. Den ganzen Tag liegen die Tiger auf der Lauer, doch keiner von den beiden Männern verlässt das Lager. In der Dunkelheit schleicht sich Rachet nahe an die Blockhütte und wartet. Minou liegt in einiger Entfernung sollte Rachet in Gefahr geraten wird sie sich bemerkbar machen, sich kurz zeigen um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und Rachet so die Flucht ermöglichen. Ja sie sind schon ein gut eingespieltes Team.
 Da öffnet sich die Tür und heraus tritt einer der Übeltäter. Er bleibt stehen und sieht sich um, bewegungslos liegt Rachet im hohen Gras. Der Mann dreht sich um und geht zum Holzstapel, der Tiger schleicht tief geduckt lautlos hinter ihm her. Am Holzstapel springt er ihn an und beißt ihm das Genick durch. Doch er kann es nicht unterlassen seinen Triumph heraus zu brüllen. Nach seinem Schrei springt die Tür auf und die Männer kommen heraus gelaufen. Rachet gelingt es gerade noch ungesehen aufs Dach zu springen. Er legt sich geduckt und doch Sprungbereit hin und behält die Männer im Auge. Die bleiben entsetzt vor dem Toten stehen, dann suchen sie die Umgebung ab, doch vom Tiger keine Spur. In aller Frühe des nächsten Tages sehen Rachet und Minou die Männer schwer bewaffnet durch den Wald am Fuße des Berges gehen. Sie suchen einen Aufstieg. Leise, die Männer immer im Auge haltend ziehen sich die Tiger zurück, sie haben Zeit.
Die Männer finden Rachets Höhle und lassen einen Mann als Wache zurück. Rachet und Minou sehen sich an und er schleicht sich in einem weiten Bogen hinter den Mann. Minou lässt sich kurz sehen, der Mann schießt und Rachet springt ihm auf den Rücken und beißt ihm sein Genick durch, dann läuft er mit einem Triumphgebrüll schnell zu Minou. Unter Schreien und  Johlen kommen die Männer zurück gelaufen, doch sie finden nur einen toten Mann. Das Entsetzen steht ihnen in die Gesichter geschrieben. - Die Rache des Tigers murmelt einer. Sie nehmen den Toten auf und steigen ins Tal hinab. Die Stimmung ist gedrückt.
 Die Tiger schleichen hinter ihnen her. Kurz bevor sie unten aus dem Wald treten bleibt einer der Männer die Waffe im Anschlag stehen. Er hatte das leichte knacken von Zweigen gehört. Es war der zweite der beiden Männer die Branko verletzten. Diesmal lenkte Rachet ihn ab und Minou versetzte ihm den Todesbiss. Danach brüllen beide Tiger ihren furchtbaren Triumphschrei. Sie schauen sich an und Minou sagt: Unser Sohn ist gerächt.
 Den Männer geht dieser Schrei durch Mark und Bein. Eisige Schauer laufen ihnen den Rücken herunter, sie rennen zur Blockhütte raffen einige Sachen zusammen und ergreifen die Flucht. Der einzige Gedanke der sie beherrscht ist - weg, weg von diesem unheimlichen Ort, hier geht es nicht mit rechten Dingen zu.
Minou und Rachet gehen langsam zur Blockhütte des alten Mannes. Es ist als haben sie Angst vor dem, was sie dort erwartet. Der Alte ist nicht zu sehen, deshalb legen sie sich abwartend ins Gras.
 Nach einer Weile hören sie seine Stimme, die Tür geht auf und ein kleiner Tiger kommt herausgeschossen. Branko ruft Minou, glücklich schließt sie den jauchzenden Kleinen in ihre Arme. Auch Rachet  knuddelt den kleinen Racker ab. Sie sind glücklich.
 Der alte Mann setzt sich zu ihnen ins Gras und sagt zu Minou gewand: Der Kleine hat alles gut überstanden, du musst ihn noch etwas schonen. Minou kommt zu ihm, legt ihren Kopf auf seine Schulter und reibt dankbar ihr Gesicht an seinem, Rachet macht es ihr auf der anderen Seite nach. Das Herz des Alten pocht vor Glück schneller, er legt seine Arme um sie drückt sie an sich und streichelt sie, diese großen starken Tiger. Bis zum Abend bleiben sie. Der Alte streichelt ihnen noch einmal über die Köpfe, dann wenden sie sich um und gehen in die Berge zurück. Zwei edle stolze Tiger mit ihrem Sohn. Innerlich hofft er, dass es ein Wiedersehen gibt. Er liebt diese stolzen Tiere!


Auch wir sollten diese stolzen Tiere lieben und sie schützen. Weltweit gibt es nur noch 3500 freilebende Tiger. Wir brauchen weder ihr Fell, noch diverse Mittelchen, aus ihren Organen oder Knochen !