Alles begann damit, dass die kleine dreijährige Julia acht Tage vor Weihnachten vermisst wird. Beim spielen im Garten ist sie plötzlich verschwunden. Die Eltern wenden sich verzweifelt an die Öffentlichkeit und richten einen ergreifenden Appell an den Entführer - ohne Erfolg! Lösegeld wurde bis heute auch nicht gefordert. Eine Großfahndung wurde eingeleitet. Erschwerend kommt hinzu, dass es seit drei Stunden ununterbrochen schneit. Eine Hundertschaft von Polizisten und Menschen aus der Bevölkerung suchen Meter für Meter in einem Umkreis von zehn Kilometer ab - ergebnislos! Die kleine Julia bleibt verschwunden!

Im etwa zweihundert Kilometer entfernten Spessart lebt die Einsiedlerin Kathi mit ihrer Tochter Luzie! Vor Jahren hatte Kathi durch Zufall das alte Häuschen tief im Wald entdeckt. Darin lebte Anna eine alte Kräuterfrau. Kathi bat Anna sie die Kräuterkunde zu lehren. Zwischen den Frauen entstand eine tiefgehende Freundschaft und Kathi blieb bei Anna. Als die alte Anna krank wurde pflegte Kathi sie bis zu ihrem Tod. Nach der Beerdigung fällt Kathi in ein tiefes Loch. Die Einsamkeit übermannt sie. Um den Tod der geliebten mütterlichen Freundin zu verarbeiten und etwas Abstand zu bekommen verlässt sie das traute Heim. Doch ihre Trauer lässt sie nie lange an einem Ort verweilen. Unruhig reist kreuz und quer durch Deutschland. Eines Tages sieht sie ein kleines Mädchen, nimmt ihre starke Aura wahr und weiß sofort, dieses Kind ist etwas besonderes. Unbemerkt spricht sie die Kleine liebevoll an, reicht ihm die Hand, in die es vertrauensvoll die seine legt und geht mit ihm von dannen.
Drei Monaten war sie unterwegs, nun kehrt sie wieder zurück, in Begleitung eines Mädchens - ihrer Tochter! Und sie geht voll und ganz in ihrer Mutterrolle auf. Je älter Luzie wurde, um so mehr brachte sie ihr bei, lesen, schreiben, rechnen und vor allem die Kräuterkunde. Mit der Zeit kristallisierte sich immer mehr heraus, die Kleine hatte das zweite Gesicht - genau wie sie. Sie konnte Geschehnisse voraus sehen und Kathi unterstützt und fördert sie darin. Seitdem sind zwanzig Jahre vergangen. Heute ist Luzie dreiundzwanzig Jahre und eine bildhübsche junge Frau.

Seit einiger Zeit kränkelt Kathi und Luzie weiß dass sie die Mutter verlieren wird. An diesem Abend bittet  sie Kathi  sich zu ihr zu setzen, denn sie habe ihr noch etwas Wichtiges zu erzählen. Schuldbewusst schaut sie Luzie in die Augen. Leise erzählt sie ihr von Annas Tod, ihrer Einsamkeit, ihrem Schmerz, der Trauer und von der Kindesentführung die sie begangen hatte. Sie nennt ihr auch das kleine Städtchen, ihren Geburtsort und bittet sie mit Tränen in den Augen um Verzeihung. Innerlich erschrocken, doch mit einem Lächeln nimmt sie Kathi in ihre Arme und sagt: Mama, du bist für mich meine geliebte Mutter und wirst es auch bleiben. Es gibt keine bessere und liebevollere als dich. Ich liebe dich! - Mit einem Lächeln auf den Lippen schläft Kathi in ihren Armen ein und gleitet langsam hinüber in die Welt der Engel und Geister!

Mittlerweile sind drei Monate vergangen. Luzie hat zwar den irdischen Körper ihrer Mutter begraben, aber der Geistige in Gestalt eines Schattenwesens ist bei ihr.
Vor sechs Wochen hat sie sich den Stafford terrier, Einstein aus   dem Tierheim geholt. Da das Grundstück eingezäunt ist kann sich der Hund frei bewegen. Obwohl sich Luzie viel Zeit mit Einstein nimmt kommt sie mehr und mehr zu der Ansicht, dass ihm eine Gefährtin gut täte. Also packt sie ihn ins Auto und fährt zum Tierheim. Dort lässt sie Einstein sich seine Freundin selbst aussuchen. Langsam gehen sie an den Zwingern vorbei und dann sieht er sie, eine Dobermann Hündin. Sofort fängt Einstein zu heulen an, schaut auf sein Frauchen als wollte er sagen: Das ist sie, schau sie dir an ist sie nicht wunderschön.
Luzie musste lachen, gab ihm einen leichten Klaps und sagte: O du alter Schwerenöter, da hast du dir aber eine wunderschöne Freundin ausgesucht. Beide Hunde verstehen sich auf Anhieb und so steht einer innigen Freundschaft nichts mehr im Weg. Die ersten zwei Tage ist Goldie noch etwas scheu, aber da Einstein sein Frauchen abgöttisch liebt, fasst auch sie Vertrauen.

Heute beim Frühstück hat sie eine Vision. Das Bild einer jungen Frau in Todesangst drängt sich vor ihr geistiges Auge. Doch plötzlich verändert sich ihre Sicht. Sie sieht die weit aufgerissenen Augen in denen die Todesangst steht direkt vor sich, den zum Schrei aufgerissen Mund und die Hände die um den Hals liegen und zudrücken. Voller Entsetzen stöhnt sie laut auf. Sie möchte sich lösen doch es geht nicht, erst die laute Stimme Kathis holt sie in die Wirklichkeit zurück. O Gott stöhnt Luzie, das war grauenvoll. Ich kann nicht verstehen, dass ich nur das Gesicht der Frau sah und nicht auch das des Mörders? Sie schaut Kathi an und fragt sie - weißt du was das war? Ja antwortet ihr Kathi, du hast durch die Augen des Mörders gesehen. Durch deine starke mediale Veranlagung, kannst du dich in seine Gedanken einklinken und in diesem Moment all das sehen, was er sieht. Dieser Mensch ist gefährlich, er hat schon viele Frauen umgebracht, er ist ein Serienkiller. Du musst vorsichtig sein, er hat dich gespürt. Du weißt doch tadelt sie Kathi, dass du die Gefahr für dich selbst nicht voraus sehen kannst! Ja ich weiß, aber du kannst es mir sagen wenn er mir zu nahe kommt erwidert Luzie. Wie ich sehe antwortet ihr Kathi ärgerlich, nimmst du meine Warnung auf die leichte Schulter. Bedenke jedoch er ist ein eiskalter Killer. Immer noch etwas zornig zieht sich Kathi zurück.

Die Hunde denkt Luzie, wo sind sie, dabei schaut sie sich um. Da sitzen beide in einer Ecke mit gesträubtem Fell und gefletschten Zähnen. Sie haben den Geist wahr genommen, auch seine Stimme gehört, doch gegen das Übernatürliche sind selbst sie machtlos. Und so ziehen sich die zwei cleveren Hunde in die Ecke zurück. Luzie geht zu den zwei zitternden Kraftpaketen, streichelt sie und spricht beruhigend auf sie ein. Nachdem die Hunde sich wieder beruhigt haben, zieht sie ihnen ihre Leinen an und sie laufen durch den Wald. Während des Spaziergangs ruft sie sich die Umgebung in der, der Mord geschah ins Gedächtnis zurück. Sie sieht eine Bank und einen verkrüppelten Baum, das ist alles. Dieser Baum jedoch ist sehr markant und sie weiß sofort wo er steht. Nachdem sie dort angekommen sind weist nichts auf ein Verbrechen hin. Während sie noch überlegend da steht, laufen die Hunde hinter einen Busch und bellen laut. Sie schaut nach und da liegt sie - die tote junge Frau. Ihre weit aufgerissenen Augen schauen anklagend in den Himmel und den Mund - zum Schrei geöffnet. Ein schrecklicher Anblick.
Mit zitterndem Finger wählt sie auf ihrem Handy den Notruf und meldet den Leichenfund. Innerhalb kürzester Zeit wimmelt es von Polizisten und Spurensicherer. Ihre Personalien werden aufgenommen und sie erzählt wie die Hunde die Leiche der jungen Frau entdeckten. Einer der Polizisten schickt sie nach Hause mit der Ankündigung nachher noch vorbei zu schauen
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Als Luzie zu Hause ankommt beschäftigt sie sich intensiv mit den Kräutern und Tinkturen um sich ab zu lenken. Aber sie kann sich nicht konzentrieren und setzt sich an den Küchentisch.
Eine Stunde später klopft es an die Haustür. Nachdem Luzie geöffnet hat steht sie einem der Polizisten gegen über. Er stellt sich als Kommissar Norbert Schneider vor. Sie bittet ihn herein und bietet ihm einen Kaffee an. Während sie den Kaffee zubereitet schaut er sich um. Überrascht stellt er fest, alles ist blitz sauber, alte und neue Möbel liebevoll zusammen gestellt erzeugen eine warme Atmosphäre. Nachdem sie gemütlich beisammen sitzen und ihren Kaffee trinken fragt er sie. Wie ist das möglich, dass sie hier fließendes Wasser und Strom haben. Wie ich sehe haben sie hier Computer, Fernseher Telefon und das mitten im Wald? In etwa fünfhundert Meter Luftlinie nach Osten hin steht eine kleine Blockhaus Siedlung erzählt sie ihm. Als sie vor acht Jahren gebaut wurde, ließ sie die Stadt erschließen und wir, damals lebte Mutter noch, schlossen uns an.
Seitdem können auch wir die Fortschritte der Zivilisation nutzen. Sie sehen ich führe ein ganz normales Leben hier. Nein schüttelt er den Kopf das tun sie nicht. Sie leben hier allein in der Einsamkeit des Waldes und das ist für eine junge hübsche Frau gefährlich. Lachend deutet sie auf die Hunde, hier sehen sie die treuesten und besten Beschützer die ein Mensch haben kann. Ernst schaut er sie an, es gibt Schusswaffen und Messer, vergessen sie das nicht ermahnte er sie. Doch weshalb ich vorbei gekommen bin, ist ihnen am Tatort etwas aufgefallen oder haben sie jemanden gesehen. Sie schüttelt den Kopf, nein da war nichts, ich habe auch niemanden gesehen. Nachdenklich schaut er vor sich hin und aus seinen Gedanken heraus fragt er: Diese Blockhäuser gehören sie der Stadt oder wurden sie verkauft?
So wie ich gehört habe, sind die meisten von ihnen in privater Hand. Die meiste Zeit werden an Urlauber vermietet. Natürlich wird auch viel gefeiert, je nachdem wie der Wind steht höre ich sie bis hier her erwidert sie. Ich werde mir diese Siedlung mal anschauen sagt er leise vor sich hin.
In diesem Moment wird ihr Blick leer, es ist als schaue sie in eine andere Welt. Er beobachtet sie ganz genau. Schweißperlen treten auf ihre Stirn und Nase, ihre Hände zittern und ein Stöhnen entrinnt ihrem Mund. Er ist wieder unterwegs flüstert sie, sucht sich sein nächstes Opfer! Wer fragt leise der Kommissar? Der Mörder antwortet sie! Woher wollen sie das wissen fragt er? Ich sehe es antwortet sie, ich sehe durch seine Augen! In diesem Moment sinkt die Temperatur ab, es wird eiskalt im Raum. Die Hunde ziehen sich knurrend mit gesträubtem Fell in eine Ecke zurück und das nebelhafte Gebilde eines Körpers richtet sich hinter Luzie auf. Norbert ist fassungslos, über das was sich hier vor seinen Augen abspielt. Ein beklemmendes Gefühl legt sich auf seine Brust.

Die schemenhafte Gestalt hebt eine Hand und rüttelt an Luzies Schulter, eine wispernde zwitschernde Stimme ruft: Luzie geh sofort aus seinem Kopf, spürst du denn nicht die Gefahr. Komm mein Mädchen komm zurück. Und langsam kehrt Luzies Blick in die Gegenwart zurück. Sie schaut Norbert an und sagt: Entschuldigen sie, ich war in Gedanken.
Doch er schaut immer noch fassungslos und fragt sie: Was war das, was war dieses nebelhafte Gebilde, diese Stimme mit der Warnung und ihre Aussage den Mörder zu sehen?
Prüfend schaut sie ihn an, sieht sein verblüfftes wie auch fragendes Gesicht und beschließt ihm die Wahrheit zu sagen.

Ich bin ein Medium, sagt sie und habe das zweite Gesicht. Ich kann Ereignisse voraus sehen und auch zeitgleich mit erleben.
Es war kein Zufall, dass ich die Tote fand, nein ich habe ihren Tod gesehen - durch die Augen des Mörders. Ungläubig schaut er sie immer noch an, schüttelt den Kopf, nein tut mir leid antwortet er, aber das glaube ich nicht. Doch erwidert sie es ist so, sie haben doch die nebelhafte Gestalt gesehen und sie auch gehört. Das war der Geist meiner verstorbenen Mutter. Nein antwortet er entschieden, es gibt keine Geister und auch keine Vorhersagen und durch die Augen des Mörders sehen schon gar nicht. Ich weiß nicht was sie mir hier vorspielen, aber diese Farce reicht mir. Schnell steht er auf und verlässt fast fluchtartig das Haus. Tief atmet er die frische Luft des Waldes ein und versucht seiner Gefühle Herr zu werden. Dass diese Frau so durchgeknallt ist hätte er nicht für möglich gehalten. Geister, Wahrsagen, nein sagt er sich, die ist völlig irre. Fast automatisch steigt er in sein Auto und fährt los. Und doch denkt er weiter, ich habe diese nebelhafte Gestalt doch selbst gesehen und gehört. Den Kopf über sich selbst schüttelnd versucht er sich auf die Strasse zu konzentrieren, dabei nimmt er sich vor, dieser Sache auf den Grund zu gehen, wie sie das gemacht hat und das
Phänomen Geist zu lüften.

Inzwischen sitzt Luzie immer noch am Tisch und sagt sich, es war ein Fehler ihm die Wahrheit zu sagen. Wie konnte sie nur erwarten, dass er es verstehen würde. Und wie Mitleidig er sie anschaute. Eine Träne kullert leise über ihre Wange. Sofort kommen Einstein und Goldie zu ihr und versuchen sie zu trösten. Nachdem sie sich wieder gefangen hat, läuft sie mit ihren Lieblingen durch den Wald. Übermütig toben die zwei Hunde und sie läuft sich den Frust von der Seele.
Als sie nach zwei Stunden zurück kommen, geht es ihr wieder gut.
Und so bereitet sie ein besonderes Ritual vor mit Kerzen, Räucherstäbchen und Engelsfiguren. Nachdem sie die Kerzen und Räucherstäbchen angezündet hat, bittet sie die Engel ihr Gast zu sein und spricht ein Engelsgebet. Langsam füllt sich der Raum mit himmlischer Liebe und sie fühlt die Anwesenheit mehrer Engel. Es kommt ihr vor als schwebe sie selbst auf Schwingen durch den strahlenden Raum. Eine liebliche Stimme sagt: Wir sind da Luzie und müssen dich auf die Gefahr die  Menschheit betreffend hinweisen. Wir Engel sind geschwächt -ob der Gewalt die hier auf Erden herrscht! Wir sind müde - von den vielen Tränen die wir geweint, um der vielen verlorenen Seelen! Wir sind traurig, - die Menschen haben den Glauben verloren! Wir sind entsetzt - der vielen Gräueltaten, die im Namen des gütigen Gottes geschehen! Wir sind unglücklich, - der reinen Liebe wegen die sich mehr und mehr verliert und der Hass zu nimmt! - Menschen rauben und morden aus Lust, aus Habgier, aus Angst und Scham. Frauen und Kinder werden geschändet, getötet, Menschen lassen sich verehren - Gott gleich und wir Engel müssen machtlos zu sehen.
Doch wenn erst die Sterne ihren Glanz verlieren und wie weiße Steine am Himmel stehen, der Mondschein erlischt, die Sonne ihr Gesicht verhüllt, legt sich der Fluch der Dunkelheit und Kälte über die Erde und die Menschheit wird sich selbst vernichten! - Und es wird alle treffen, ob gläubig oder ungläubig! Es ist fünf Minuten vor Zwölf für die Menschen! Nur die Liebe und der Glaube können dieses Unheil noch abwenden! - Danach ist es sehr still. Die Engel verlassen den Raum.
Luzie sitzt erschrocken am Tisch und als sie aufschaut, sitzt ihr Kathi gegenüber. Du siehst spricht Kathi leise, die Welt steuert immer schneller auf den Abgrund zu und du allein kannst das nicht verhindern. Aber ich kann doch nicht zu schauen widerspricht ihr Luzie. Nein erwidert Kathi das sollst du auch nicht. Ein jeder gute Mensch muss seine Stimme erheben, laut den Neider, Hasser und Mörder widersprechen. Überall wo Unrecht geschieht, erhebe sich die Stimme des Gerechten. Überall wo Hass gepredigt wird, erhebe sich die Stimme des Liebenden. Das ist euere einzige Chance. - Nach diesen Worten verschwindet sie wieder.
Wie betäubt sitzt Luzie am Tisch. Heute ist viel über sie herein gebrochen. Aufgewühlt stützt sie ihren Kopf in die Hände, schließt ihre Augen und versucht ihre Gedanken zu ordnen. Da schiebt sich plötzlich ein anderes Bild vor ihr geistiges Auge. Ihr Blick ist auf den Rücken einer Fremden gerichtet. Sofort weiß sie, dass sie wieder durch die Augen des Mörders schaut und die Frau in Lebensgefahr schwebt. Sie schließt ihre Augen und konzentriert sich intensiv auf die Frau. Dabei suggestiert sie ihr eindringlich, sie schwebe in großer Gefahr, sofort in ein Taxi zu steigen und nach Hause zu fahren. Vor Anstrengung fängt Luzie zu schwitzen an. Als sie ihre Augen wieder öffnet, hält die Frau gerade ein Taxi an steigt ein und entschwindet ihrem Blick. Aufatmend lehnt sich Luzie zurück, als ein schrecklicher Schrei sie erschrocken zusammen zucken lässt. Fremde Gedanken prasseln wütend auf sie ein. Du wer bist du, wie kommst du in meinen Kopf? Was willst du? Wer bist du dass du es wagst mir in die Quere zu kommen? Ich werde dich finden und töten! Und jetzt verschwinde aus meinem Kopf, selbst du kannst mich nicht aufhalten! Sein lautes brutales Lachen lässt Luzie zusammen zucken. Schnell zieht sie sich zurück und nimmt sich vor in Zukunft vorsichtiger zu sein!
In dieser Nacht wird sie durch Angstschreie geweckt. Mit einem Satz springt sie aus dem Bett und läuft zum Fenster hin. Erst hier bemerkt sie die Schreie kommen aus ihrem Kopf. Das Bild einer sich in Todesangst befindenden Frau schiebt sich vor ihre Augen. Der Mörder hat ein neues Opfer gefunden. Wieder muss sie dem Mord zu schauen, sie kann nichts tun. Das Schreien geht in ein Wimmern über, die Augen brechen und der Tod legt mitleidig den Schatten des Vergessens über das Opfer. Schaudernd zieht sie ihre Schultern hoch, immer noch ist sie in seinem Kopf. Schnell blickt er sich um, genau wie beim letzten Mal. Sie sieht eine dunkle verwinkelte Gasse, das Schild einer Bäckerei und eines Gasthauses. Gasthaus zum Anker kann sie nur mühsam entziffern. Bist du schon wieder da fragt sie der Mörder? Schnell zieht sie sich zurück. Der Schreck über den Mord und die Angst lassen sie zittern. Ihre Beine geben ihr nach und sie muss sich hin setzen. Nach ein paar Minuten nimmt sie das Telefon und ruft den Kommissar an. Als sich seine verschlafene Stimme meldet berichtet sie ihm aufgeregt, was sie in ihrer Trance gesehen hatte. Sie haben bestimmt schlecht geträumt meint er beruhigend. Nein, nein ruft sie aufgeregt in den Hörer und eindringlich, bitte schauen sie nach. Gut, verspricht er ich werde mich darum kümmern und beendet das Gespräch. Anschließend dreht er sich auf die andere Seite und schläft weiter. Auch Luzie legt sich wieder ins Bett, doch schlafen kann sie nicht mehr.
Um sechs Uhr läutet das Telefon des Kommissars wieder. Diesmal ist die Leitstelle am anderen Ende und informiert ihn über einen Leichenfund. Als er am Ort des Verbrechens an kommt und sich umschaut, erkennt er die Strasse und das Gasthaus wieder - aus der Schilderung Luzies. Wie kann sie das wissen fragt er sich, sie muss in das Verbrechen involviert sein. Wie sonst konnte sie eine so genaue Beschreibung abgeben. Obwohl so richtig glauben konnte er das nicht, aber an den Hokus Pokus vom Wahrsagen und Voraussehen glaubte er auch nicht. Und so beschließt er ein waches Auge auf sie zu halten.

An diesem Morgen geht es Luzie nicht so gut. Diese Morde belasten sie doch sehr und viel geschlafen hat sie auch nicht.
Plötzlich ist Kathi da, schaut sie an und sagt: Luzie das was du hier erlebst ist grausam. Wir müssen eine Lösung finden. Im Jenseits sind 52 Geister sehr, sehr böse. Es sind die Opfer dieses Monsters. Seine Mordtaten gehen weit zurück, bis zu zwanzig Jahre. Du kennst doch diesen Kommissar, rede doch mal mit ihm! Nein erwidert Luzie heftig nein, der hält mich doch für verrückt. Als ich ihm von meinen medialen Fähigkeiten erzählte, war es sehr blamabel für mich. Rede trotzdem nochmals mit ihm, ich werde dich unterstützen bittet sie Kathi. Nur wir können ihm helfen, diesen Kerl schnell zu fassen. Ruf ihn an!
Luzie lässt sich überreden und bittet den Kommissar um ein Gespräch. Er verspricht gegen 19°° Uhr vorbei zu kommen. Etwas erstaunt legt sie auf, dass er so schnell zusagen würde damit hat sie nicht gerechnet.

Kurz vor 19°° Uhr trifft er ein. Sie hat ein warmes Abendessen zubereitet und läd ihn ein. Als sie sich beim Essen gegenüber sitzen mustert sie ihn verstohlen. Sie sieht einen jungen Mann mit schwarz gelocktem Haar, blaue warme Augen und einem recht energischem Kinn. Ein gut aussehender Mann denkt sie.
Nach dem Essen, das ihm hervorragend schmeckte, fragt er sie: Was wollen sie denn nun mit mir besprechen. Sie druckst ein wenig herum, sucht krampfhaft nach Worten und einem Anfang.
Dann gibt sie sich einen Ruck. Es gibt Dinge fängt sie zu reden an, die sich nicht erklären lassen. Es ist ein Klischee zu glauben, dass alles was man nicht begreifen kann, nicht existiert. Und jedes Medium und Hellseher Scharlatane sind. Sehen sie, ich versuche ihnen zu sagen, mal unvoreingenommen an die Sache die sie jetzt erleben werden heran zu gehen. Sie schaut ihn fragend an, sieht wie sich sein Gesicht verschließt und spricht schnell weiter, bitte ich bin nicht verrückt. Etwas genervt schaut er sie an. Leise ruft sie, Kathi kommst du bitte!
Ein nebelartiges Gebilde erscheint und manifestiert sich zu einer Frauengestalt, die sich zu ihnen an den Tisch setzt. Ich bin Kathi, die Mutter von Luzie stellt sie sich vor mit ihrer leisen zwitschernden Stimme die er ja schon kennt. Norbert sitzt wie angegossen auf seinem Platz. Schon wieder denkt er, schon wieder dieser Irrsinn. Nein widerspricht ihm Kathi, das ist kein
Irrsinn. Verblüfft schaut er sie an, kannst du Gedanken lesen denkt er weiter. Ja antwortet ihm Kathi, ich kann! Ich möchte dass sie sich einige Notizen machen über das was ich ihnen sagen werde. Er nimmt ein Diktiergerät aus seiner Tasche und stellt es auf den Tisch. Nein sagt ihm Kathi diese Gerät nimmt meine Stimme nicht auf. Und so nimmt er sein Notizbuch und Schreiber zur Hand. Es geht um diesen Mörder, er ist ein Serienkiller. Vor zwanzig Jahren tötete er das erste Mal in der Nähe von Zwiesel im bayrischen Wald. Dort brachte er zwei junge Frauen um. Danach wechselte er hinüber nach Tschechien und beging dort zehn weitere Morde. Als ihm die Polizei zu nahe kam wechselte er wieder nach Deutschland. Reist hier durch die Länder und mordet immer weiter. Bis heute sind es 52 tote Frauen. Er tötet seine Opfer immer auf dieselbe Weise, durch erwürgen. Das Erwürgen, dieses langsame Ersticken, die Todesangst im Gesicht und das Brechen der Augen zu sehen versetzt ihn in einen Rausch, erzeugt Lust in ihm bis hin zur sexuellen Befriedigung. Er ist gefährlich und die Abstände  zwischen den Morden werden immer kürzer. Ich habe Angst um Luzie, er nimmt sie wahr und irgendwann wenn sie vielleicht mal nicht so aufpasst, wird er ihr folgen und sie umbringen. Denn die Gefahr für sich selbst, kann sie nicht sehen. Sie ist für ihn der Mensch, der ihm gefährlich werden kann. Und noch etwas, drüben im Jenseits warten 52 rachedurstige Geister auf ihre Genugtuung. Nach diesen Worten löst sich Kathi auf.

Der Kommissar sitzt bewegungslos am Tisch und betrachtet sein Notizbuch wie ein lästiges Insekt. Langsam hebt er seinen Kopf und schaut Luzie an. Sein Gesicht spricht Bände. Verblüffung, Unglaube steht darin geschrieben. Wortlos steht er auf und beginnt das Zimmer zu durchsuchen. Eine Weile schaut ihm Luzie zu, dann fragt sie, was er denn sucht. Eine Kamera oder Projektor, irgend so etwas womit man Bilder erzeugt. Doch er findet nichts und so setzt er sich wieder an den Tisch. Es geht mir einfach nicht in den Kopf, was ich hier erlebt habe. Ich muss das ganze erst einmal überdenken, bevor ich mich dazu äußere. Aber ich werde Nachprüfungen über ungeklärte Morde anstellen. Ja erwidert ihm Luzie tun sie das und sie werden erkennen dass es die Wahrheit ist was sie hier hörten. Können sie ihn mir immer noch nicht beschreiben fragt er sie. Kopfschüttelnd verneint sie. Diese Morde müssen aufhören wendet sie sich an ihn, man muss ihm eine Falle stellen. Eine Falle stellen ist gut antwortet er, aber nicht mit ihnen. Doch erwiderte sie nur mit mir geht es. Ich kann ihn hier her locken, mit der Kraft meiner Gedanken. Prüfend schaut er sie an, bitte verhalten sie sich ruhig, unternehmen sie nichts, ich muss mir das ganze erst einmal in Ruhe überlegen und werde mich wieder melden, legt er ihr eindringlich ans Herz. Danach verabschiedet er sich! Im Auto denkt er noch immer darüber nach, denn er ist der Schönheit Luzies sehr angetan. Sobald er in ihrer Nähe ist flattern Schmetterlinge in seinem Bauch. Wenn nur ihr Wahn mit den Geistern nicht wäre. Dass sie etwas mit den Morden zu tun hat, hat er schon abgehackt. Trotzdem muss er sie weiter im Auge behalten, denn er traut ihr zu auch gegen seinen Willen mit dem Mörder Kontakt auf zu nehmen. Während der Fahrt beschließt er noch ins Büro zu fahren und die Umfrage nach ähnlich gelagerten Morden in die Wege zu leiten.
Heute nachdem der Kommissar sie verlassen hat, fühlt sich Luzie gut. In seiner Gegenwart ist sie etwas aufgeregt und fühlt ein Kribbeln im Bauch. Ich glaube ich bin verliebt denkt sie, dabei sitzt sie träumend in einem Sessel und streichelt abwesend ihre Hunde. Kathi ruft sie unsanft in die Wirklichkeit zurück. Du bist verliebt meint sie zu Luzie, doch stell es dir nicht so einfach vor, als Seherin mit einem Mann zusammen zu leben. Ach Mutter antwortet ihr Luzie, ich weiß doch nicht ob er mich überhaupt mag, aber es ist so schön zu träumen. Kathi schaut sie liebevoll an, ja mein Mädchen Träume sind wunderschön, erwidert sie und ich wünsche mir so sehr dass du glücklich wirst. Dieser junge Mann ist auch verliebt in dich, aber er ist noch hin und her gerissen und kann sich nicht mit dem Gedanken an Geister anfreunden. Doch die Liebe ist eine Magie des Himmels und eine zarte Pflanze, man muss sie sanft hegen und pflegen und sie geht oft seltsame Wege. Was ihr braucht ist Zeit, Zeit euch kennen zu lernen. Aber als erstes muss dieser Mörder gefasst werden, damit du aus der Schusslinie kommst. Bis es soweit ist werde ich mit Argusaugen über dich wachen. - Ich liebe dich mein Mädchen! Nach diesen Worten ist sie wieder verschwunden und Luzie geht glücklich leise vor sich hin summend nach oben in ihr Bett!

Zur gleichen Zeit sitzt der Mörder in einem Restaurant und geniest ein opulentes Mahl. Das hat er sich verdient, hat er doch so nebenbei einen großen Auftrag für seine Firma an Land gezogen. Er ist Kundenbetreuer einer großen Elektronikfabrik und reist quer durchs Land. Im Moment jedoch hat er Urlaub. Als er heute einen Elektromarkt betrat um sich Batterien zu kaufen, kam er mit dem Einkäufer der ihn ja kannte, ins Gespräch. Die neuen PC seiner Firma hatten sein Interesse geweckt. Und als er wieder ging hatte er Verträge über den Einkauf der neuen PC für alle fünfundzwanzig Filialen. Das war ein Grund zum feiern.
Die ganze Zeit beobachtet er die Kellnerin. Sie gefällt ihm, ja sie ist schon eine schmucke Maus und für heute Abend der krönende Abschluss für ihn. Kurz vor 23°° Uhr kassiert sie ab und macht anschließend Feierabend. Er geht ein paar Minuten vor ihr aus dem Gasthof und stellt sich gegenüber in den Schatten einer Hauswand. Vor dem Gasthof steht ein Pkw mit einem Fahrer, der auch zu warten scheint. In diesem Moment verlässt die junge Frau das Lokal, geht schnell zu dem Auto hin steigt ein. Verdammt, verdammt denkt er, sie wird abgeholt, oder? Erst als sich der PKW in Bewegung setzt und wegfährt, verlässt er den Schatten und geht voller Enttäuschung zu seinem Auto.
Ziellos fährt er durch die Stadt, auf der Suche nach einem neuen Opfer, aber heute hat er kein Glück. Kurz überlegt er zum Straßenstrich zu fahren, unterlässt es dann doch. Die Gefahr, dass sich eine von ihnen seine Autonummer merkt und er erkannt wird ist ihm zu groß. Und so fährt er mit einer großen Portion Wut und Enttäuschung im Bauch nach Hause.
Nach einem Gläschen Wein beruhigt er sich wieder und denkt: Morgen ist ja auch noch ein Tag, mein Tag. Da fällt ihm die Frauenstimme in seinem Kopf wieder ein. Ob er verrückt wird.
Wie sonst ist es möglich Stimmen zu hören? Oder kann man sich doch in die Gedanken anderer einklinken. Gibt es das wirklich fragt er sich? Er findet keine befriedigende Antwort darauf und da er müde ist begibt er sich zu Bett.
Am nächsten Tag recherchiert er im Internet über Gedankenübertragung und er wird fündig. Die Meinungen darüber sind zweigeteilt, aber er weiß es nun genau, er hatte keine Halluzinationen. Siedend heiß schießt ihm der Gedanke durch den Kopf, du hast einen Mitwisser. Diese Frau musste er finden und zu Schweigen bringen! Und so überlegte er sich einen Plan sie aus der Reserve zu locken!
Am frühen Abend schlendert er durch die Stadt. Eine junge Frau bei einem Schaufensterbummel erregt sein Interesse und so heftet er sich an ihre Fersen. Plötzlich spürte er es wieder, dieses Fremde in seinem Kopf. Was hast du vor fragt ihn die Frauenstimme? Ah da bist du ja, spricht er sie in Gedanken an. Ja, ich bin wieder da antwortet sie und du, willst du wieder morden? Nein antwortet er, ich möchte dich kennen lernen. Dann komm zu mir hörte er sie sagen. Ich weiß nicht wohin, du musst mir deine Adresse sagen antwortet er. Nein erwidert sie, geh zu deinem Auto ich werde dich führen. Danach ist sie weg aus seinem Kopf. Hallo fragt er bist du noch da? Er bekommt keine Antwort. Also macht er sich auf den Weg zum Parkhaus. Dort angekommen zahlt er sein Ticket und fährt hinaus. Auf der Strasse bleibt er kurz stehen und da ist sie wieder. Fahre gerade aus hört er sie sagen. Sie schaut durch seine Augen und lotst ihn durch die Stadt, hinaus in den Wald. Wo führst du mich hin fragt er, hier ist doch nichts wie Wald? Ich bin auch hier antwortet sie, ich wohne hier im Wald! Nach weiteren fünfzehn Minuten sieht er das Haus. Nachdem er ausgestiegen ist schaut er sich um. Hier ist es sehr einsam denkt er, gerade richtig für mich. Euphorie steigt in ihm hoch und er beeilt sich ins Haus zu kommen. An der Haustür bleibt er noch einmal stehen und schaut sich wieder um, doch es ist alles still. Ein schmuckes Häuschen hast du, wieso habe ich das noch nicht gesehen? Du warst ja auch noch nicht hier in diesem Teil des Waldes antwortet sie ihm. Dann öffnet er die Haustür, ich komme kündigt er sich an.

Als Luzie an diesem Abend in ihrer Vision wieder den Rücken einer jungen Frau sieht, erschrickt sie und weiß sofort sie muss etwas tun um das Leben dieser Frau zu retten. So spricht sie ihn an und erhält sofort Antwort als hätte er nur darauf gewartet. Egal sagt sie sich, ich muss da durch. Und sie macht ihm den Vorschlag zu ihr zu kommen, den er sogleich an nimmt. Sie zieht sich in der Zeit in der er sein Auto holt, aus seinem Kopf zurück und ruft den Kommissar an. In dem Gespräch berichtet sie ihm was sich zugetragen hat. Norbert, der Kommissar ist außer sich, dass sie sich so leichtsinnig in Lebensgefahr begibt. Von Frankfurt aus bis zu ihnen ist eine gute Stunde Fahrt hält er ihr vor. Nachdem sie aufgelegt haben trommelt er in Windeseile seine Mannschaft zusammen und rast mit ein geschaltetem Blaulicht und Sirene durch die Stadt. Hoffentlich kommen wir nicht zu spät denkt er die ganze Zeit über. Als sie ankommen sehen sie schon den fremden PKW. Ihr Auto steht noch nicht richtig, da springen die Männer schon heraus und rennen ins Haus. An der offenen Wohnzimmertür bleiben sie abrupt stehen und schauen mit offenem Mund auf das Schauspiel, das ihnen hier geboten wird.

Luzie weiß den Mörder vor dem Haus und der Kommissar ist noch nicht da. Sie hat furchtbare Angst. In diesem Moment betritt er das Haus und schon steht er in der Tür zum Wohnzimmer. Ein Mann Mitte Vierzig, blondes Haar und ein hübsches sympathisches Gesicht, ganz anders als sie ihn sich vorgestellt hatte. Nur seine Augen blickten kalt und ausdruckslos. Auch er wirkt überrascht, eine bildhübsche junge Frau mit zwei großen Hunden steht ihm gegenüber an die Wand gelehnt und schaut ihn an. Nach einigen Minuten des Schweigens sagt er: Hallo hier bin ich und betritt den Raum. Inzwischen ist auch die Polizei eingetroffen, sie rennen ins Haus und bleiben verblüfft an der Tür zum Wohnzimmer stehen.

Ein Raunen und Flüstern erfüllt den Raum. Schatten huschen umher, immer mehr dieser Schattenwesen finden sich ein und immer wilder werden ihre Bewegungen, ihr Stöhnen und Ächsen lauter. Ein einziges Wort ist zu verstehen - Rache!
Entsetzt will der Mörder zurück weichen, aber auch hinter ihm befinden sie sich. Was ist hier los fragt er voller Grauen! Das sind die Geister der von dir ermordeten Frauen erwidert ihm Luzie, zweiundfünfzig rachedurstige Geister! Er will sich auf Luzie stürzen, doch die Geister drängen ihn zurück. Sie grabschen und reißen an ihm. Blut spritzt aus den Wunden und er schreit erbärmlich vor Angst und Grauen. Doch die Geister kennen keine Gnade. Plötzlich formieren sie sich zu einer einzigen mächtigen Gestalt. Ein riesiger dunkler Schlund tut sich auf, saugt den Körper des Mörder an und verschlingt ihn. Immer noch hören die Menschen ihn schreien, dann geht es in ein Gurgeln über und verstummt. Mit einem Mal ist es totenstill. Der mächtige Körper reißt wieder seinen riesigen Schlund auf, stößt einen lauten triumphierenden Schrei aus und spuckt den seelenlosen Körper des Mörders wieder aus. Mit weit aufgerissenen Augen und Mund liegt er da, umschlossen von einer giftgrünen schwabbeligen Masse. Der mächtige Körper fällt zusammen und der ganze Raum ist wieder voller Geister. Sie formieren sich und tanzen unter Ächsen und Stöhnen um den am Boden liegenden Körper. Jeder einzelne spuckt während des Tanzes in die grüne Masse. Nachdem dies auch der Letzte getan hatte, fängt sie an zu brodeln und dicke Blasen bilden sich. Die Geister tanzen immer schneller. Die Masse dehnt sich immer weiter aus, der Körper des Mörders wird länger und breiter bis er aussieht als sei er unter eine Dampfwalze geraten. Abrupt bleiben die Geister stehen. Wieder ist es still. Die grüne Masse formt sich lautlos zu einer Kugel, den Körper des Mörders in der Mitte eingeschlossen. In einem Triumphzug unter Kichern und einem Singsang, tragen sie die Kugel ins Jenseits. Endlich haben sie ihre Rache, auf die sie so lange warten mussten.

Erschüttert und voller Grauen stehen die Polizisten da. Mit großen Augen schauen sie Luzie an. Das ist es was es noch zwischen Himmel und Erde gibt, die Geister - sagt ihnen Luzie. Und dieses war ihre Rache. Der Mensch lebt nicht allein in dieser Welt. Legt euch nie mit Geister an, sie rächen sich grausam. Beinahe fluchtartig verlassen die Männer das Haus. Norbert dreht sich noch einmal um und schaut Luzie betroffen in die Augen, steigt ins Auto und fährt mit seinen Männer weg. Dieses Erlebnis hat sie alle gezeichnet und stillschweigend kommen sie, jeder Einzelne für sich, zu der Ansicht nie ein Wort über das gerade Erlebte zu verlieren. Luzie schaut ihnen nach, Kathi steht hinter ihr und sagt: Lass ihm Zeit, er kommt wieder. Endlich kannst du wieder ruhig schlafen mein Mädchen. Luzie spürt eine leichte Bewegung auf ihrem Haar und dann ist sie mit ihren Hunden wieder allein!