Eine junge Frau aus Deutschland erhielt von einem Glasgower Anwalt die Mitteilung sich mit ihm in Verbindung zu setzen, zwecks einer Erbschaftsangelegenheit. Er bat sie zu sich nach Glasgow zu
kommen. Nach reiflicher Überlegung entschließt sie sich mit ihrem Freund Julian nach Schottland zu reisen.
In Glasgow informiert der Anwalt sie über die Erbschaft. Eine hohe Geldsumme, diverse Ländereien und ein Schloss gehören ihr, wenn sie, Michaela das Erbe antritt. Fassungslos schaut sie den Anwalt
an, sie kann nur nicken, es hat ihr die Worte verschlagen. Der Anwalt schlägt vor, sie am nächsten Tag zu dem jetzt, ihr Schloss zu begleiten.
Am nächsten Morgen machen sie sich auf den Weg. Über eine Stunde dauert die Fahrt schon, durch kleine beschauliche Ortschaften, an Wälder und einzelne, einsame Gehöfte vorbei. Nach einer
weiteren halben Stunde tauchen zwei helle Türmchen auf. Beim näher kommen erkennen sie ein strahlend weißes Schloss, idyllisch in einer herrlichen grünen Landschaften gelegen, umgeben von einem
gepflegten mit wunderschönen Blumen geschmückten Park.
Ein Stück weiter rechts schmiegt sich ein kleines Dorf an die Gebirgswand und hinter dem Schloss beginnt eine Moorlandschaft mit einer großartigen Flora und Fauna. Überwältigt von dieser
Schönheit, hört Michaela die Worte des Anwalts; das ist ihr Schloss.
Nachdem sie es betraten stehen sie in einer riesigen Empfangshalle. An den Wänden, die Gemälde der verblichenen Schlossherrschaften, auf der Empore und am Treppenaufgang stehen
Ritterrüstungen. Der Anwalt erklärte ihnen, dass oben der Schlafbereich mit den Bädern und zwei Turmzimmern und hier unten der Wohnbereich ist. Links befindet sich die Bibliothek, das
Arbeitszimmer, das Kaminzimmer, der gelbe Salon und die große Schlossküche, rechts der große Speisesalon, das große Wohnzimmer und das Herrenzimmer. Außerdem leben in einem Seitentrakt fünf
Bedienteste und drei Gärtner. Nachdem sie sich alles angesehen hatten, gehen sie zu den Stallungen, hier stehen ein dutzend Pferde, vier Ziegen und Schafe. Etwas weiter entfernt ein großer
Hundezwinger mit acht Dobermännern. Die Knechte und die Pferdetrainer wohnen über den Stallungen.
Beim abendlichen Dinner erzählt ihnen der Anwalt noch alles was er über die adelige Familie weiß, dann verabschiedet er sich. Michaela und Julian ziehen sich in das von ihnen ausgesuchte
Schlafgemach müde und erschöpft zurück. Es geht es auf Mitternacht zu, Unruhe kommt auf. Pferdehufe dröhnen ums Schloss. Die Schläfer schrecken hoch und eilen ans Fenster,
doch es ist kein Pferd zu sehen. Plötzlich dringen schrille Schreie vom Moor herüber, Irrlichter hüpfen aufgeregt hin und her. Kalte Nebelschwaden formen sich zu Körper, die mit ihren nassen
Armen nach den Irrlichtern greifen. Jäh mischt sich gellendes
Lachen in das schrille Geschrei. - Der Tanz der Hexen ist voll im Gange. Voller Entsetzen schließen sie schnell das Fenster und versuchen sich zu beruhigen. Doch was ist das, Türen öffnen und
schließen sich, Musik ertönt, leises Gekicher ist zu hören.
Sie beschließen nach zu schauen. Als sie den Flur betreten, sehen sie gerade noch ein weißes kicherndes Etwas um die Ecke verschwinden. Mit weichen Knien gehen sie den Tönen der Musik nach und stehen
vor der Tür des Speisesaals, die sie leise öffnen.
Was sie da sehen verschlägt ihnen den Atem. Der Raum ist ganz verändert, mittelalterliche Möbel, goldene Lüster mit brennenden Kerzen, goldweiße Brokatvorhänge und eine riesige Tafel mit allerlei
kulinarischen Genüssen füllt fast den ganzen Raum aus.
In der Ecke sitzt ein Jüngling mit weißer Perücke und kostbarer Robe, an einem Spinett und spielt. Zu seiner Musik dreht sich tanzend eine Lady im roten Kleid. Der kalte Atem des überirdischen
durchweht den Raum. Zaghaft fragt Michaela, - wer sind sie? Erschrocken halten beide inne und lösen sich in Nebel auf, sie sind weg als hätte es sie nie gegeben. Nach geraumer Zeit, Michaela steht
noch immer vor Schreck erstarrt, fasst sich Julian und sagt: Das waren Geister, ich habe sie mit eigenen Augen gesehen, doch ich kann es nicht glauben!
In diesem Moment hören sie ein lautes blechendes Scheppern und Klirren aus der Halle. Sie drehen sich um und sehen die zum leben erwachten Ritterrüstungen, Schwertkämpfe austragen. Von
johlenden lachenden festlich gekleideten Gestalten umgeben. Die Gemälde an den Wänden der Halle waren leer, nur noch weiße Leinwände. Kurze Zeit später sind die Kämpfe beendet und die
Gestalten begeben sich mit höfischer Manier in den Saal. Musik erklingt, der Jüngling sitzt wieder am Spinett und die Lady in Rot tanzt. Sie essen, trinken, reden, tanzen, sie feiern ein rauschendes
Fest.
Die zwei Menschen, die immer noch da stehen wie vom Donner berührt, beachten sie überhaupt nicht. Das Schloss, es führt in der Nacht ein Eigenleben, mit Geistern deren Schicksal es ist, schon seit
Jahrhunderten als Gefangene ihrer Zeit, Nacht für Nacht ihren Astralleib zu materialisieren und ihren früheren Lebenswandel weiter zu führen, bis hin in alle Ewigkeit. Um vier Uhr mit dem ersten
Hahnenschrei, ist alles vorbei. Der Odem der Verdammten, bläst nicht mehr durch das Schloss. Nichts erinnert mehr an das rauschende Fest. Es herrscht eine Totenstille.
Mit staksigen Schritten gehen sie, Michaela und Julian ins Kaminzimmer und zünden das Feuer an. Die wohlige Wärme vertreibt ihnen langsam die eisige Kälte aus den Körpern. Mit blassem
Gesicht sagt Julian: Wenn du das Schloss behalten willst, musst du mit diesen Geistern leben. Bei diesem Gedanken schüttelte sich Michaela. Nachdenklich sieht sie ihn an und aus ihren Überlegungen
heraus sagt sie, irgendwo in den Chroniken muss doch stehen was es mit diesem Spuk auf sich hat. Sie sucht sich die Chroniken heraus, Julian kocht Kaffee. Das heiße dampfende Gebräu weckt ihre
Lebensgeister und sie arbeiten die Vergangenheit der Adeligen durch, doch sie finden nichts was ihnen weiter hilft.
Mittlerweile ist es wieder Abend geworden und sie beschließen auf dem Schloss zu bleiben. Nachts wenn das unselige Treiben beginnt verlassen sie ihr Zimmer nicht mehr. So vergehen einige Tage
und sie beginnen sich daran zu gewöhnen in einem Spukschloss zu wohnen.
Eines morgens, Michaela kommt gerade aus dem Schlafzimmer dringt ihr ein Schluchzen, aus dem Zimmer nebenan ans Ohr. Leise öffnet sie die Tür, da sitzt sie, die Frau in Rot und weint
bitterlich. Plötzlich schaut sie auf und verschwindet, das Weinen wird leiser und leiser und verebbt schließlich. Am Nachmittag begegnen sie sich wieder. Sie steht am Fenster der Bibliothek und
schaut traurig hinaus. Leise sagt Michaela zu ihr, geht doch nicht immer weg, vielleicht kann ich dir helfen. Die Frau in Rot dreht sich um schaut sie traurig an und entmaterialisiert sich schon
wieder. Am Morgen darauf steht sie plötzlich vor Michaela und Julian und bedeutet ihnen, ihr zu folgen.
Ihr Weg führt sie durch das Kellergewölbe immer weiter bis hin zum letzten Raum. Vor einer Mauer bleibt sie stehen, schaut sie traurig an und geht durch sie durch, lautes weinen ist zu hören.
Michaela sagt zu Julian; ich glaube, dass hinter dieser Mauer etwas nicht geheuer ist. Wir lassen sie einreißen.
Handwerker schlugen ein großes Loch in die Wand, dahinter befindet sich ein Raum. Sie leuchten hinein sehen zwei Skelette da liegen. Nachdem der Polizeiarzt feststellte, dass die Gebeine schon
mindestens zweihundert Jahre sind, sieht die Polizei die Sache für sich als abgeschlossen an. Es sind die Gebeine einer Frau und eines Mannes. Außerdem wurde in einer Schatulle noch ein Pergament
gefunden das besagte, dass die Gemahlin des Grafen und ihr Liebhaber zur Strafe um die Schmach des Ehebruchs, von ihrem Gemahl lebend in diese Kammer eingemauert wurden und durch die Freveltat dazu
verdammt sind ruhelos im Schloss umher zu wandeln.
Michaela ließ die Liebenden von einem Priester segnen und arrangierte eine christliche Beerdigung in der Gruft derer, von Bourg. Noch einmal erscheint die Frau in Rot winkt ihnen mit lächelndem
Gesicht zu und der Hauch des Wortes, Danke ist zu hören. Seit diesem Tag gibt es keine Geister mehr. Auf dem Schloss ist Ruhe
eingekehrt.