Auf dem alten Friedhof einer Stadt im Saarland, geschehen merkwürdige Dinge. Nachts wandeln dort schwarz gekleidete Gestalten leise singend mit Kerzen in der Hand zur rechten Seite hin.
Setzen sich im Kreis zusammen und rufen die Geister der Toten an!
Dieser alte Friedhof ist ein Relikt aus längst vergangener Zeit und schon weit über zweihundert Jahre. Heute steht er unter Denkmalschutz. Auf den alten verwitterten Grabsteinen und kleinen Mausoleen
stehen menschengroße steinerne Figuren, wie weinende, betende, nachdenkliche Engel, auch Marienfiguren und die etlicher Heiliger, so wie es früher üblich war. Viele Menschen besuchen diese Kultstätte
längst vergangener Zeit. Unter alten verwitterten Bäume und Sträucher, die wild wachsend erscheinen, laden Bänke zum ausruhen ein. Andächtige Stille liegt über dem Friedhof die nur durch Vogelgesang
und das Brummen der Bienen unterbrochen wird. Eine friedliche Ruhe bemächtigt sich dem hier Verweilenden. Es ist ein Ort der Besinnlichkeit.
Auf diesem Friedhof gibt es auch eine Ecke der armen Seelen. In dieser wurden Mörder und Selbstmörder in ungeweihter Erde bestattet, laut Kirchenbücher. Diese Ecke zieren keine Grabsteine. Wild
wuchernde seltene auch fremdartige Pflanzen wachsen hier in einer Fülle und Schönheit die, die Besucher magisch anziehen. Es ist auch die Faszination des Verbrechens früherer Zeiten mit all seiner
Verruchtheit, das die Neugier weckt sich dort mal um zu schauen. Und genau diese Stelle steuern die nächtlichen Besucher an, auch sie haben Kenntnis um die Bewandtnis dieser Ecke des Friedhofs.
Heute ist eine Vollmondnacht. Es geht auf Mitternacht zu. Der Gesang der Nachtigall ist längst verstummt. Die unheimlichen Schreie eines Kauzes schallen über den Friedhof, wie das gequälte Stöhnen
armer Seelen.
Flackernder Kerzenschein erhellt die dunklen Gestalten die in einer unheimlichen Prozession, mit leisem monotonen Sprechgesang langsam zur Ecke der armen Seelen ziehen.
Dort angekommen stellen sie die Kerzen in einem großen Pentagramm auf. Sie setzen sich zu einem Kreis hinein und fassen sich an den Händen. Der Obere dieses Kults zündet ein Feuer an und bringt
ein Tieropfer dar, dabei ruft er den Geist des Mörders Johann Heller an. Oft schon haben sie diese Zeremonie durch geführt und nichts ist geschehen. Im Grunde glauben sie selbst nicht an das was sie
hier tun.
Doch heute ist es anders. Etwas Beklemmendes legt sich ihnen auf die Brust. Plötzlich hüllt Nebel die Gestalten ein und es hüpfen kichernde Ballgroße bunte Kugeln durch den Kreis, die ihr
Aussehen ständig verändern. Den angeblichen Satansdiener laufen Schreckensschauer den Rücken hinab. Und als eine tiefe knarrende Stimme sagt: Wer wagt es meine Ruhe zu stören und mich zu rufen, macht
sich das Entsetzen in ihnen breit.
Mit einem Schlag sind die bunten kichernden Kugeln verschwunden, der Nebel hat sich aufgelöst und es ist alles wie am Anfang, bis auf das Böse das sie geweckt haben.
Mit bleichen Gesichtern von der Angst getrieben, rennen die Satansdiener vom Friedhof, bis auf drei. Den oberste Satansdiener und seine engsten Vertrauten. Ja lauft nur, ruft ihnen die schreckliche
Stimme nach, ihr entkommt mir nicht und ein hässliches Lachen hallt über den Friedhof.
Endlich, sagt der oberste Satansdiener, endlich haben wir es geschafft dabei fällt er im Kreis des Pentagramms auf die Knie. Wer bist du fragte er die Stimme? - Ich gehöre in der Hierarchie der Hölle
zu den vier Kronprinzen. Ich bin Satan, der Herr des Feuers und des Infernos. Ich bin der Widersacher, der Gegner, der Ankläger der Hölle! Ihr habt gerufen? Was ist euer Begehr? - Wir möchten dir
dienen sagen die Drei. Mir dienen, lacht Satan, ihr könnt mir nicht dienen. Nur der Hölle könnt ihr dienen, wollt ihr das? Ja antworteten die Drei. In diesem Moment gibt es einen lauten
Knall, eine Feuersäule schießt in die Höhe - in ihr materialisiert sich Satan. Dann fällt die Feuersäule in sich zusammen und vor den Drei steht ein teuflisch schöner sinnlicher junger Mann. Ich bin
es Satan, der Verfechter der Hölle und
des Bösen sagt er, dabei macht er eine spöttische Verbeugung.
Er deutet in das Pentagramm und fordert sie auf Platz zu nehmen. Nachdem er sich zu ihnen gesetzt hat spricht er weiter: Ihr wollt der Hölle dienen? Nun da ihr Menschen seid, werde ich euch das, was
ich Hölle nenne und dem ihr dienen wollt, vorstellen. Eindringlich schaut er die Drei an. Die können seinem brennenden Blick nicht stand halten und schauen nach unten . Mit der Hand malt Satan
ein Zeichen auf die Erde ohne die Männer aus den Augen zu lassen. Die öffnet sich und die erstaunten Augen der Drei sehen wie durch ein Fenster.
Als erstes dringt Musik Lachen und Stimmengewirr zu ihnen herauf. Leichte Nebelschwaden ziehen umher. Nachdem sich der Nebel verzogen hat, sehen sie einen großen saalartigen Raum. In ihm stehen
riesige Tafeln, gedeckt mit vielen Leckereien und Getränken. Hohe bemalte Säulen halten die goldene Decke. Kristallene Lüster mit schwarzen brennenden Kerzen hängen über ihnen. Bildhübsche Frauen und
Männer sitzen lachend und feiernd auf zierlichen goldenen Stühlen. Andere bewegen sich rhythmisch zur Musik.
Fasziniert schauen die drei dem bunten Treiben zu. Dann wechselt das Bild in einen anderen Raum. Hier stehen breite Liegen, auf ihnen werden Sexspielchen jeder Art betrieben. Wieder wechselt
das Bild, hier wird dem Laster des Glückspiels und anderen Suchten gefrönt. Nach einiger Zeit lässt Satan mit einem Fingerschnipsen das Fenster verschwinden und die Erde verschließt sich wieder.
Etwas benommen sitzen die Drei und schauen sich an. Satan sieht das Leuchten in ihren Augen und weiß, er hat gewonnen. Ab heute sagt er hat das Böse Vorrang. Je mehr und je entsetzlicher eure Taten
sind, um so höher steigt ihr in der Hierarchie der Hölle. Mit diesem Pentagramm könnt ihr mich überall rufen, spricht er und ist verschwunden.
Etwas sprachlos und auch euphorisch sitzen die Drei immer noch im Pentagramm, als wieder ein furchtbarer Knall die Erde erschüttert und eine riesige Feuersäule in den Himmel schießt. Feuerzungen
lecken zu den Männer hin. Bevor sie die Drei erreichen, erscheint erneut eine Gestalt. Ein schrecklicher wütender Schrei schallt über den Friedhof. Und eine Stimme flucht in einer völlig fremden
Sprache.
Nachdem die Flammen nur noch die Füße der Gestalt umtanzen, wagen es die drei Männer auf zuschauen. Da sehen sie ihn , den Höllenfürsten persönlich. Ein furchtbares Gesicht, mit roten feurige
Blitze schießende glühende Augen schaut die Männer an. Die Hörner auf dem Kopf spuken Feuerfontänen aus. Wütend schreit er die Drei an : Ihr wollt der Hölle dienen und sie anbeten - die
Hölle anbeten. Mich habt ihr anzubeten, mich den obersten Fürsten der Hölle. Ich bin Luzifer, der Herr der Hölle. Ich werde euch zertreten, wie Gewürm. Eure Seelen gehören mir und nur mir! Mit
klappernden Zähnen flehen die Drei um Gnade, doch der Herr der Hölle kennt keine. Flammenarme ergreifen sie, die ihr Entsetzen und Grauen laut in die Nacht hinaus schreien, ziehen sie zu Luzifer
heran, der ihnen das Leben und die Seelen aussaugt. Sein triumphierendes schreckliches Lachen dröhnt laut über den Friedhof - und die steinerne Engel weinen. Dann wirft er angewidert die leblosen
Körper von sich, ist im nächsten Augenblick verschwunden und nur noch die drei Leichen erinnern an ein Drama das sich hier abspielte.
Am Morgen findet man einundzwanzig Teufelsanbeter tot in ihren Betten -- und wieder lacht der Teufel!
Diese Geschichte wurde frei erfunden!