Im südlichen Schottland steht hoch über einem kleinen Ort eine alte Burgruine. Wie mahnend erhobene Finger stechen Mauerrelikte in die Höhe. Kein Mensch dieses Orts wagt sich Nachts auf die Straße, denn jede Nacht um 0°° Uhr manifestiert sich die Ruine in eine gespenstische Ritterburg. Gleißende Blitze zucken aus ihren Türmen in den nächtlichen Himmel. Der laut grölende Gesang betrunkener Männer, das klirrende rasseln von Schwerter hallt durch die nächtliche Stille. Es ist die Burg des verfluchten Jack Devon, der im 17 Jahrhundert lebte, eines abgefallenen Ritters der englischen Krone. Brutal überfiel er Dörfer, Burgen, Schlösser brandschatzte, vergewaltigte und ermordete die Menschen auf seinen Raubzügen. Im ganzen Land gab es keinen blutrünstigeren und grausameren Schergen als ihn. Und nur durch Verrat aus seinen eigenen Reihen konnten die Häscher seiner habhaft werden. Er wurde mit seinen engsten Mannen zum Tode durch den Strang verurteilt. Am Tag seiner Hinrichtung, als der Henker ihm den Strang um den Hals legte, lachte und verspottete er noch die Menschen die zu seiner Hinrichtung kamen. Da trat der Priester vor ihn hin und sagte: Verdammt sollst du Verfluchter und Deine Schergen bis in alle Ewigkeit sein, eurer Gräueltaten wegen, für die euch nicht einmal der Satan aufnehmen will, selbst für ihn wart ihr zu grausam. Eure Hölle soll hier auf Erden sein. Nacht für Nacht müsst ihr immer wieder eure Gräueltaten aufs neue durchleben. Ich banne eure Seelen in das Gemäuer dieser Burg, höllische Qualen sollt ihr durchleben ohne Aussicht auf Erlösung. Grölend und lachend ging der grausame Ritter mit seinen brutalen Mannen in den Tod. Und der Fluch des Priesters erfüllte sich auf seine schreckliche Weise bis in die heutige Zeit. Die Menschen fürchten sich und meiden die Nähe der Burg. Selbst die Tiere schlagen einen weiten Bogen um sie, denn sie spüren das Böse das dort lauert.

 

Der Burgruine gegenüber steht ein altes Kloster, mit seinen Türmen und Arkaden trutzig, allein. Des Nachts das alte Gemäuer unheimlich stöhnt, schaurig ächzt und raunt es aus allen Ecken, es sind die Seelen der Gemeuchelten des grausamen Ritters und seinen Schergen. Seit Jahren schon überlegen und diskutieren die Mönche diesen Fluch zu beheben. Viele Versuche haben sie schon unternommen, doch keiner fruchtete und so fassen sie den Entschluss um Hilfe bei den Franziskaner im italienischen Assisi zu suchen und um ihren Beistand zu bitten. Die schickten ihnen Bruder Jakobus, einen im Franziskaner Orden päpstlichen Inquisitor. Dessen Aufgabe ist es Dämonen jeder Art zu vernichten und verirrte Seelen zu befreien.

Bruder Jakobus ein ernsthafter und besonnener Mann sagte, nachdem er sich den Bericht der Mönche angehört hatte: Der Fluch des Priesters ist nur schwer aufzuheben, da dieser eine Erlösung außer Frage stellte. Es gibt für mich nur eine Möglichkeit, sie an einen anderen Ort zu bannen und sie dort zu vernichten, in der Burgruine geht das nicht, denn auch sie steht unter dem Bann. Ich möchte ihr Grab suchen und es mir anschauen, doch der Fluch selbst lässt sich nur in der Zeit ihrer Materialisierung, also Nachts aufheben.

 

Am nächsten Morgen machen sich die Mönche zu viert auf den Weg, mit Hämmer, Meißel und Spaten. An der Ruine angekommen nehmen sie sich verschieden Stellen vor, schaufeln und klopfen auf der Suche nach der Gruft, doch bis jetzt war alles eine Sackgasse. Legen wir eine Pause ein sagte Bruder Jakobus. Als sie so zusammen saßen fiel ihr Blick auf eine noch gut erhaltene Mauer. Das könnte es doch sein, sagte Bruder Johannes. Zu viert legen sie die Mauer einen Meter tiefer frei und schlagen ein größeres Loch hinein durch das ihnen eisige Kälte entgegen schlägt. Das war sie, die Gruft. Nacheinander kletterten sie hinein. Ein Wispern und Raunen erfüllte den Raum. Sie sahen sich um, auf einen Podest standen aufgereiht an die zwanzig knöcherne Schädel, unter jedem lag ein Skelett. Gegenüber ein einzelnes Skelett mit Kopf. Das, sagte Jakobus, ist Jack Devon, schauen wir uns mal um, ob wir eine alte Schriftrolle, oder sonst etwas finden was uns weiter helfen könnte. Doch sie finden nichts, bis auf die Skelette war die Gruft leer. Sie verließen sie und gingen zum Kloster zurück. In der Nacht geht Pater Jakobus in die Nähe der Burgruine und beobachtet das grauenhafte Geschehen. Wie aus dem Nichts entsteht die Burg, Blitze schießen gegen den Himmel, die Zugbrücke öffnet sich und das laute Gegröle, Gelächter und Waffengeklirr der Verfluchten schallt durch die Nacht. Auch Weinen und Schmerzensschreie von Gepeinigten sind zu hören, Nacht für Nacht durchleben sie furchtbare Qualen, denn der Bann hielt auch ihre Seelen fest. Er hatte genug gesehen, kennzeichnet das Ende der Zugbrücke und begibt sich zum Kloster zurück. Diesem unseligen Treiben befindet er, muss so schnell wie möglich ein Ende gesetzt werden.

Am nächsten Morgen legte er sich alles was er zur Dämonenbekämpfung brauchte zurecht, denn das waren keine verbannte Seelen, sondern Ausgeburten der Hölle. Er beauftragte die Brüder noch einen großen breiten Standspiegel zu besorgen. Was sie taten, die Menschen im Ort stellten ihn gerne zur Verfügung in der Hoffnung, dass dieser Albtraum endlich beendet wird. Am Abend rüsten sie zum Aufbruch, jeder hängt sich ein geweihtes Kreuz um, steckt sich einen Rosenkranz und Weihwasser ein. Dann brechen sie auf, den mannshohen Spiegel mühsam schleppend. Sie platzieren ihn an die Stelle die Pater Jakobus in der Nacht zuvor als das Ende der Zugbrücke gekennzeichnet hatte. Anschließend segnen sie betend nur den Boden der Ruine und den Spiegel während Bruder Jakobus Beschwörungsformeln spricht. Danach setzen sie sich außerhalb auf einen Baumstamm und warten. Um 0°° Uhr taucht die Burg auf, die Zugbrücke fällt, das Tor öffnet sich. Die Mönche gehen zum Tor und schauen in den Burghof. Menschen ähnliche Wesen sitzen lachend, grölend und trinkend um hoch lodernde Feuer. In der Mitte des Platzes liefern sich mehrere Gestalten einen Schwertkampf und aus der Tiefe der Burg die Schmerzensschrei der Gepeinigten. Und dann kam er, Jack Devon, groß mächtig und drohend stand er da. Die Meute verstummte. Mit donnernder Stimme ruft er. Freunde, das Tor ist auf, sofort schauen alle auf das Tor, es stand weit auf, wir können dröhnt seine Stimme wieder auf Raubzug gehen, alle die sich uns entgegen stellen werden zertreten wie Gewürm. Auf nehmt eure Pferde und Waffen. Mit Geschrei und Gejohle begrüßen die Kreaturen die Ansprache ihres Anführers.

Plötzlich fällt der Blick der Meute auf die Mönche, die erhobene Kreuze flößen ihnen Angst ein und versperren ihnen den Weg nach draußen. Jack Devon knurrt wie ein wildes Tier, hebt sein Schwert und schreit, mir nach, tötet sie, zerfetzt sie wie Hunde, niemand stellt sich uns in den Weg. Und mit einem grässlichen Geschrei stürzen die Kreaturen hinter ihrem Anführer her. Die Mönche weichen hinter den Spiegel zurück. Mit lauter Stimme spricht Pater Jakobus die Beschwörungsformeln des Exorzismus. Die Brüder bekräftigen durch ihre Gebete die Formeln.

Die wilde Meute läuft jetzt auf der Zugbrücke direkt auf den Spiegel zu und in ihn hinein. Schnell spricht Jakobus den Bannspruch und schließt sie damit ein. Schreiend und fluchend sitzen die Dämonen fest. Die Mönche hängen die Rosenkränze an den Spiegel und besprengen ihn erneut mit Weihwasser. Das Geschrei geht in ein Wimmern über. Jakobus bedeutet den Brüder sich zurück zu ziehen. Der Spiegel erstrahlt in einem gleißenden Licht und nimmt ein riesiges Ausmaß an. Immer noch Beschwörungen murmelnd zieht sich auch Jakobus zurück. Plötzlich ein Knall, der Spiegel fliegt ein paar Meter durch die Luft und zerspringt in tausend Teile. Ein lautes Ächzen wie aus hundert Kehlen und dann ist Stille, Totenstille. Die Mönche stehen und schauen ungläubig auf die immer noch strahlende Scherben. Pater Jakobus unterbricht die Stille und sagt: Brüder wir haben es geschafft, die Dämonenbrut ist vernichtet. Sie drehen sich um und schauen zur Burg, doch da ist nichts mehr, selbst die Ruine ist verschwunden als hätte sie nie existiert. Erleichtert und voller Dankbarkeit gehen die Mönche zum Kloster zurück. Im Kloster ist es seltsam still, kein stöhnen, ächzen und raunen mehr. Andächtig sagt Bruder Andreas, endlich, endlich haben die Gemeuchelten ihren Frieden gefunden und gemeinsam gehen sie in die Kapelle um Gott zu danken.